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Bericht mit Bildern im Lokalboten
100 Jahre alt werden ist auch heute noch etwas ganz Besonderes
Der Kreisverband Mönchengladbach der Gartenfreunde e.V. feierte sein Jubiläum in der „Guten Stube“ von Mönchengladbach.
Die Kaiser-Friedrich-Halle in Mönchengladbach ist ein historisches Bauwerk und Aushängeschild der Stadt und geradezu geeignet einem Jubiläumsempfang den würdigen Rahmen zu verleihen. Der Kreisverband hatte geladen und mehr als 200 Gäste waren dieser Einladung gefolgt. Neben den Abordnungen der vielen Kleingartenvereine waren auch Vertreter aus Gesellschaft und Politik vor Ort.
Den musikalischen Einstand gab es vom Akkordeon-Ensemble der Musikschule der Stadt Mönchengladbach unter der Leitung von Lena Kolo. Die Ehre der Begrüßung und der Moderation an diesem Morgen lag in den Händen des Vorsitzenden des Kreisverbandes der Gartenfreunde Johannes Kernbach. Die Grüße und eine Urkunde vom Landesverband wurden vom Ehrenmitglied und langjährigen Landesverbandsvorsitzenden Hans-Jürgen Schneider übermittelt. Als Mönchengladbacher Ehrenmitglied war auch Heinrich Rombey zu Gast, der viele Jahre als Mitglied im Vorstand den Verband mitgeprägt hat. Durch sein Fachwissen und Engagement erzielte er eine große Beliebtheit bei den Kleingartenfreunden.
Oberbürgermeister Felix Heinrichs hielt die erste Ansprache und wies in seiner Rede noch einmal auf die Wichtigkeit der Vereine hin. Kleingärtner wissen was wichtig ist in der heutigen Zeit. Worte wie Ökologie, Nachhaltigkeit, Insektenfreundlichkeit und Klimaschutz sind keine Fremdwörter in den einzelnen Anlagen. Kleingärtner haben frühzeitig die Zeichen der Zeit erkannt und wissen damit umzugehen. Es sind öffentliche Anlagen in dieser Stadt, in denen sich Mitbürger an der Blumen- und Blütenpracht erfreuen können. Im Anschluss überreichte Heinrichs einen Geldbetrag im Namen der Stadt Mönchengladbach als finanzielle Unterstützung des Kleingartenwesens.
Einen Rückblick über 100 Jahre Vereinschronik hielt Ehrenvorsitzender Heinz-Josef Claßen. Niemand besser als er hätte diese Chronik halten können. Ganze 32 Jahre stand er damals dem Kreisverband Mönchengladbach als Vorsitzender zur Verfügung. In dieser Zeit wurde so mancher Grundstein gelegt und so manche Freundschaft geschlossen, von denen der Kreisverband bis zum heutigen Tage zehren kann. Am Ende dieses Berichtes hängen wir den Redetext an.
Der dritte Redner an diesem Morgen war Norbert Bude. Seit mehr als 30 ist er verbunden mit dem Kreisverband der Gartenfreunde. Sein Thema „Ein Leben ohne Kleingärten ist möglich, aber sinnlos“. In amüsanter und humorvoller Art erzählte der ehemalige Oberbürgermeister seine Anfänge und die spätere Zusammenarbeit mit und über den Kreisverband. Ebenso sprach er über eigene Erfahrungen in der Gartenarbeit und Gemüseanbau. Rückblickend stellte er die Veränderungen im Kleingartenwesen dar. Die Gärten präsentieren sich heute als schöne, ökologisch wertvolle und nachhaltige Oasen mitten in der Stadt. „Grüne Inseln im Häusermeer“. Sie leben in guter Nachbarschaft und führen ganz tolle Projekte mit Kindergärten und Schulen durch. Kleinbiotope, Bienen- und Schmetterlingswiesen, attraktive Spielangebote für Kinder, Insektenhotels usw. sind heute feste Bestandteile der Anlagen. Ebenfalls findet in den Anlagen eine sehr gute integrative Zusammenarbeit mit ausländischen Mitbürgern statt, um nur einige der Veränderungen der vergangenen Jahre zu nennen.
Zwischen den Reden gab es musikalische Einlagen des Akkordeon Ensembles. Der offizielle Teil sollte enden und die Worte zum Abschluß von Johannes Kernbach waren gleichzeitig der Auftakt zum lockeren Teil dieses Empfangs. Es wurden kleine Snacks gereicht und es bestand ausreichend Gelegenheit sich miteinander auszutauschen. Ein würdiger Rahmen für stolze 100 jährige Zusammenarbeit im Kreisverband Mönchengladbach der Gartenfreunde.
Nun folgt die Jubiläumschronik vom Ehrenvorsitzenden Heinz-Josef Claßen:
100 Jahre Kreisverband Mönchengladbach der Gartenfreunde e. V.
wird berechtigterweise hier und heute mit vielen Gästen und Gartenfreundinnen und Gartenfreunden zusammen gefeiert. 100 Jahre alt werden ist auch heute noch etwas ganz Besonderes. Doch Mönchengladbach war im Kleingartenwesen ein Spätzünder. Deshalb muss ich zunächst etwas in frühere Zeiten zurückschauen. Hierfür bitte ich schon jetzt um Verständnis!
Bereits am 28. April 1814 – also vor 208 Jahren – wurde der erste „Gartenlandvergabevertrag“ für 24 Parzellen auf einer Pastoratskoppel in Kappeln an der Schlei im heutigen Bundesland Schleswig-Holstein abgeschlossen und der „Kleingärtnerverein Kappeln e.V.“ mit heute 75 Kleingärten gegründet.
Herr Schreber war gerade einmal 5 Jahre alt!
Der Name Schrebergarten kam durch Daniel Gottlob Moritz Schreber zustande. Er war Arzt und Pädagoge – von 1808 bis 1861 hat er in Leipzig gelebt. Aber mit Gartenarbeit hatte der nie etwas am Hut. Es war Schrebers Schwiegersohn Ernst Hauschild; der war Schuldirektor und ließ 1865 in Leipzig eine Wiese herrichten, die er «Schreberplatz» nannte. Die Kinder sollten sich bei der Gartenarbeit körperlich ertüchtigen. Die anfängliche Begeisterung der kleinen Gärtner ebbte aber schon bald ab. Aus den Kinderbeeten wurden Familienbeete. Man friedete die Gärten ein -1870 waren es bereits 100 Gärten – und baute kleine Lauben als Schutzstätten gegenüber den Witterungseinflüssen und zur Aufbewahrung des Werkzeuges. Teile dieser heute noch existierenden Anlage mit verbliebenen 18 über 150 Jahre alten Lauben sind Bestandteil des nach der Wende im Jahre 1992 in Leipzig errichteten „Deutschen Museum der Kleingärtnerbewegung“. Ein Besuch dort lohnt sich immer –ein wertvolles Exponat aus Mönchengladbach wurde anlässlich der Eröffnungsfeier am 23.August 1996 dort integriert.
Die Ursache für die vergleichsweise späte Gründung des hiesigen Kreisverbandes ist schwer auszumachen. Ein Grund war sicherlich die damalige sozial-orientierte Wohnungsbaupolitik mit ihren ausgeprägten Arbeitervierteln, die Mietskasernen nicht entstehen ließen. Ein weiterer Grund dürfte aber auch im damals wie heute gültigen Vereinsrecht gelegen haben. Aus dem damaligen Gladbach-Land mit dem Rathaus in Waldhausen sind immerhin sechs noch heute bestehende Kleingärtnervereine – nämlich Windberg, Pesch, Am Siebenmorgen, Waldhausen, Rohrmühle und ganz knapp Alsbroich (gerade mal sechs Wochen alt!) älter als der Kreisverband und waren vor hundert Jahren unsere Gründungsväter.
Ja- ich habe von sechs Kleingärtnervereinen gesprochen. Dazu muss man wissen, dass es noch zwei weitere Kleingärtnervereine, welche allerdings schon vor dem 2. Weltkrieg aufgelassen wurden; nämlich die Kleingärtnervereine „Am Bökelberg“ und „Am Rosenheim“ gab. Denn das Vereinsrecht sah wie heute die Mindestzahl von sieben Mitgliedern bei der Gründung eines Vereins oder eines Verbandes vor.
Am 2. Mai 1922 fanden sich die acht eben genannten Kleingärtnervereine zu einer Vertreterversammlung zusammen, um den „Verband der Kleingartenbauvereine Groß-Gladbach“ zu gründen. Es wurde eine Satzung beraten und angenommen, die auch am selben Tage in Kraft trat. Am 26. Mai 1922 fand die gleiche Vertreterversammlung noch einmal statt. Die Satzung wurde erneut beraten und u. a. der Name leicht abgewandelt in „Verband der Gartenbauvereine Groß-Gladbach“ um schließlich am 1.Juni 1922 in Kraft zu treten. Der erste Vorstand bestand lediglich aus drei Personen. Erster Verbandsvorsitzender war der Lehrer Johannes Hansen, der an der damaligen Gartenbauschule an der Graf-Haeseler-Straße in Neuwerk unterrichtete. Ihm zu Ehren wurde vor einigen Jahre eine neu erschlossene Straße im Stadtteil Eicken unmittelbar angrenzend an die Kleingartenanlage Alsbroich e.V. „Johannes-Hansen-Straße“ genannt.
Auch unser Landesverband wurde übrigens erst vor hundert Jahren – am 23. Juli 1922 – im Kolpinghaus in Köln durch die Vertreter der bereits bestehenden Gartenbauverbände Köln, Düsseldorf, Bergisch-Land und Crefeld als „Provinzialverband Rheinland“ gegründet.
100 Jahres Kreisverband Mönchengladbach der Gartenfreunde e. V. ist auch ein Teil der Stadtgeschichte. Deshalb muss ich diese jetzt ab und zu mit unserer Chronik verknüpfen. Es gab zwar bereits im Jahre 1914 in der Bürgermeisterei Neuwerk einen Gartenbauverein und im Jahre 1919 innerhalb der Bürgermeisterei Gladbach-Land eine „Vereinigung der Gartenbauvereine von M.Gladbach und Umgebung“ unter dem Vorsitz des Lehrers Johannes Noever. Beide waren aber bedeutungs- und wirkungslos und bestanden nur sehr kurze Zeit.
Dies alles auf der Grundlage des Gesetzes über die „Kleingartenpachtlandverordnung“ die mit Annahme der Verfassung der Weimarer Republik am 31. Juli 1919 verabschiedet. wurde. Diese Verordnung wurde erst am 1. April 1983 durch das heutige Bundeskleingartengesetz abgelöst. Im Jahre 1921 wurde die Stadt M.Gladbach und die Bürgermeisterei Gladbach-Land (Rheindahlen und Neuwerk) zur neuen Stadt München-Gladbach vereinigt. Dem damaligen städtischen Gartendirektor Felix Hanraths ist es zu verdanken, dass er die Gründung eines Schrebergartenvereins anregte und dafür sehr großen Zuspruch erhielt. Es waren die Geburtsstunden der „Kleingärtnervereine „Alsbroich“, „Rosengarten“ und „An der Rohrmühle“ mit insgesamt 420 Mitgliedern.
Interessant sind sicherlich einige Passagen aus dem zur damaligen Satzung gehörenden Abschnitt „Verbandszweck“: Originalzitat:
Vertretung der Interessen der Kleingärtner und Kleintierhalter bei den städtischen und staatlichen Amtsstellen
Mithilfe bei der Durchführung der gesetzlichen Bestimmungen zum Kleingartenbau („Kleingartenpachtlandverordnung)
Vermittlung von Bedarfsartikeln für Kleingärtner und Kleintierzüchter
Hebung des Gesamtzustandes der Kleingartenkolonien insbesondere durch Besichtigungen
Förderung des Ausstellungswesens sowie Vermittlung fachmännischer Beratung und belehrende Vorträge Zitatende
Als wichtiges Anliegen erachtete der Verband stets auch die Schaffung von Dauerkolonien, ein Ziel, das mit den ersten Grundstückskäufen 1925 durch die Stadt seinen Anfang nahm.
Bemerkenswert ist aber auch, wie der damalige Oberbürgermeister Franz Gielen den Stand des Kleingartenwesens einschätzte (Originalzitat):
Die Kleingartenbewegung ist unbedingt eine Sache, die gefördert werden muss…. Hier in M.Gladbach ist in der Ausgestaltung der Kolonien noch manches zu tun. Noch immer stört der hässliche Stacheldrahtzaun dem man ansieht, dass er schon oft geflickt und erneuert worden ist. Es ist Zeit, dass er durch grüne Ligusterhecken ersetzt wird…. Die alten Baracken und Dachpappenbuden müssen verschwinden und freundlichen, farbenfrohen Lauben Platz machen…Es darf in unseren Reihen auch keine Vereinsmeierei herrschen, sondern darüber hinaus muss jeder Verein das große Ziel im Auge haben: Jedem ein Garten auf eigener Scholle oder in einer Dauerkolonie. Wir brauchen eine Einigkeit in unseren Reihen, denn es gibt reichlich Laue in den Vereinen, ja sogar in den Vorständen. Der Geist der Lauen muss bekämpft werden! (Ende des Zitats)
Es hat sich in den 100 Jahren wenig geändert!
Die kommunale Gebietsentwicklung von 1929 mit dem Zusammenschluss der Städte München-Gladbach und Rheydt mit Odenkirchen, Giesenkirchen und Hardt ab dem 1.8.1929 bedingte zum 31. Oktober 1930 eine Namensänderung: Verband der Kleingartenvereine Gladbach-Rheydt e.V. Beide Städte wurden aber zum 31.7.1933 wieder getrennt und selbständig. Der gemeinsame Verband bestand jedoch noch bis in das Jahr 1935. Danach verblieb der „Verband der Kleingartenvereine Stadtgruppe M.Gladbach“ weiter unter dem Vorsitz von Johannes Hansen.
Am 2. Februar 1935 wurde der Rheydter Verband unter der Bezeichnung „Verband der Kleingartenvereine Stadtgruppe Rheydt“ gegründet und am 4.September 1935 in das Vereinsregister beim Amtsgericht Rheydt eingetragen. Mitglieder waren die Kleingärtnervereine Mülfort-Bruch, Rheydt-Hohenberg, Schloss Rheydt, Am Stadtpark, Rheydt-West, Rheydt-Güdderath, Reststrauch, Am Stadion, Am Stadtwald, Heyden, Botzkuhl und Ohler. Zum ersten Stadtgruppenvorsitzenden wurde Josef Scholmeisters gewählt.
Ich bleibe jetzt bis zum Jahre 1974 erst einmal bei der Geschichte der Rheydter Kleingärtner.
Bis zum Zusammenbruch im Jahre 1945 nahm der Gartenfreund Scholmeisters in dieser gewiss nicht leichten Zeit die Interessen der Stadtgruppe bzw. der Rheydter Kleingärtner mit Umsicht und Geschick wahr. So konnte ich es der Festschrift zur 30-Jahrfeier im Jahre 1965 entnehmen. Am 6.Dezember 1945 übernahm Hermann Ell für knapp zwei Jahre dieses Amt und schaffte es in dieser kurzen Zeit eine neue zeitgemäße Satzung zu erarbeiten. Auch der Name wurde jetzt in „Kreisverband der Gartenbauvereine Rheydt“ geändert.
Am Tag der Annahme dieser Satzung am 4. August 1947 wurde auch Ewald Thülig zum Kreisverbandsvorsitzenden gewählt. Er übte dieses Amt zwölf Jahre bis zum 15. Februar 1959 aus. Er war es auch, der die landesweit zutreffende Bezeichnung der Organisation „Kreisverband Rheydt der Kleingärtner“ einführte. Für weitere vier Jahre wurde dann sein bisheriger Vize, der Gartenfreund Alfred Stegemann, in dieses Amt gewählt um es am 3. Februar 1963 an Erich Hippler abzugeben.
Hans-Klemens Dahl vom Kleingärtnerverein „Rheydt-Hohenberg“ sollte ihm im Jahre 1970 folgen. An ihn werde ich, bevor ich jetzt wieder auf M.Gladbach bzw. ab dem 11.10.1960 amtlich: Mönchengladbach, zurückkomme, später noch einmal erinnern.
Im Jahre 1965 – also nach 43 Jahren – endete das Mandat von Johannes Hansen. Er wurde abgelöst von Paul Hahnen, dem damaligen Verwaltungsleiter des Grünflächenamtes der Stadt Mönchengladbach – für den Verband eine gute Kombination. Dieser stand dem Verband auch noch vor, als infolge der kommunalen Neugliederung die Städte Mönchengladbach, Rheydt und die Gemeinde Wickrath ab dem 1.1.1975 zur neuen kreisfreien Stadt Mönchengladbach zusammengefasst wurden.
Die letzte Mitgliederversammlung des Rheydter Kreisverbandes fand am 28. November 1974 statt und löste diesen Verband auf. Bereits vorher waren mit dem Mönchengladbacher Kreisverband Verhandlungen über eine neue Satzung und eine Fusionierung beider Verbände geführt worden. Da jedoch nach Vereinsrecht Zusammenschlüsse nicht möglich sind, fassten die Mitglieder des Rheydter Kreisverbandes folgenden Beschluss: (Originalzitat)
Infolge der kommunalen Neugliederung und die damit verbundene Aufgabe des selbständigen Kreises Rheydt beschließt die Mitgliederversammlung zum 14. Dezember 1974 die Auflösung des „Kreisverbandes Rheydt der Kleingärtner e.V.“ ……Er tritt mit allen Mitgliedsvereinen am 15. Dezember 1974 geschlossen in den Kreisverband Mönchengladbach der Kleingärtner e.V. ein, der die Rechtsnachfolge antritt. (Ende des Zitats)
Kleines Bonmot am Rande: Das Vermögen, das beim Beitritt vorhanden war, betrug 0,02 Deutsche Mark. HaKa Dahl, wie er liebevoll genannt wurde, als Banker und Politiker sehr umtriebig, hatte die Mitgliederversammlung dazu bewegen können, dass vorhandene Barvermögen rechtzeitig vorher anteilig an die Mitgliedsvereine auszuschütten.
In der Gemeinde Wickrath gab es wahrscheinlich bedingt durch den ländlichen Charakter keine Kleingärten. Das ist auch heute noch so.
Einen weiteren Mitgliederzuwachs darf ich an dieser Stelle nicht unterschlagen. Während der „Kleingärtnerverein Korschenbroich e.V. seit seiner Gründung im Jahre 1947 Verbandsmitglied war, trat der „Kleingärtnerverein Holzbüttgerhaus e.V.“ aus Kaarst erst zum 1.Januar 1977 bei. Die Gründe hierfür waren im Verhalten des Landesverbandes, der keine unmittelbar angeschlossenen Kleingärtnervereine betreuen wollte, zu sehen. Da es aber keinen Verband im Kreis Grevenbroich bzw. Neuss gab, war dieser Anschluss nach dem Beispiel der Korschenbroicher Gartenfreunde logisch.
Etwas Einmaliges und immer wieder Diskutiertes muss chronologisch jetzt erwähnt werden. Der jährliche Kleingartenwettbewerb der Stadt Mönchengladbach. Er fand erstmalig im Jahre 1950 statt und wurde mit Ausnahme der beiden Coronajahre jährlich durchgeführt. In diesem Jahr zum 71. Mal. Bundesweit nach wie vor unerreicht. Erster Stadtsieger wurde übrigens der „Kleingärtnerverein Windberg e.V.“
Im Jahre 1979 durfte ich dann den Vorsitz dieses Verbandes übernehmen. Basis für den so nicht geplanten Vorstandswechsel war ein Rundschreiben des Kreisverbandes an alle Mitgliedsvereine, keine Gärten an Ausländer zu verpachten. Als damals junger Vorsitzender des Kleingärtnervereins „An der Landwehr Dahl e.V.“ wandte ich mich in einem offenen Brief an eben diese Mitgliedsvereine und forderte sie auf, diesem Begehren des Kreisverbandes auf keinen Fall nachzukommen. Der Brief zeigte Folgen: Paul Hahnen hatte sein Amt niedergelegt.
Ich wurde für mein Engagement „bestraft“: Am 9.November 1979 wurde ich einstimmig als Nachfolger von Paul Hahnen gewählt. Sorry, wenn ich jetzt über die nächsten Jahre oft in der Ich-Form vortrage. Ich werde mich auch kürzer fassen. Ich gehe dabei davon aus, dass Sie ja fast alle diese Zeit selbst erlebt haben.
1983 kaufte der Verband das nahe der ehemaligen Stadtgrenze bisher als Mietobjekt genutzte städtische Gebäude Brucknerallee 190 für die Zwecke der Geschäftsstelle. Es gab seit dem Jahre 1979 keine Bundes- oder Landesgartenschau zu denen der Kreisverband nicht mindestens eine Gemeinschaftsfahrt organisierte. Dies hatte nicht nur den Sinn des Sightseeings sondern förderte auch nachhaltig den Kontakt zu anderen Verbänden; aber vor allen Dingen das Miteinander der Mönchengladbacher Vereinsvorstände untereinander.
Sehr nachhaltig war die Bundesgartenschau 1985 in Berlin. Man erinnerte sich an alte Partnerschaften aus der Zeit nach dem Mauerbau im Jahre 1961. Jahrelang fuhren zahlreiche Schulklassen und Jugendgruppen nach Berlin-Reinickendorf. Ein paar Bekanntschaften blieben hängen und führten zu einer neuen dauerhaft anhaltenden Freundschaft mit den Laubenpiepern aus Berlin-Reinickendorf; dem Kleingärtnerverein „Vor den Toren III“.
Goldmedaillen in den verschiedenen Landes- und Bundeswettbewerben waren ab dem Jahre 1998 auch dank der tollen Zusammenarbeit mit der Stadt Mönchengladbach selbstverständlich. Unvergessen die Busreisen in die damalige Bundeshauptstadt Bonn im Jahre 1998 und nach Berlin in den Jahren 2002 und 2006 zur Verleihung dieser höchsten Auszeichnungen im Wettbewerb „Gärten im Städtebau“.
Unmittelbar nach dem Fall der Mauer am 9.11.1989 wurden Kontakte zu Kleingärtnervereinen im Osten unserer Republik gesucht. Durch familiäre Beziehungen ins Bundesland Thüringen entstanden gute Verbindungen nach Erfurt. Bereits im April 1990 fuhren Martin Schreiber und ich für drei Tage zu persönlichen Gesprächen dort hin. Unvergessen: Unser Kofferraum war picke-packe voll mit Sämereien als Gastgeschenk, die wir hier bei verschiedenen Händlern geschnorrt hatten. Was uns unbekannt war und wir erst bei Erreichen der Stadt Erfurt merkten: Die Erfurter Firma Christensen war seit mehreren Generationen Weltmeister in der Saatgutproduktion; sie importierte in großen Mengen auch nach Westdeutschland. Dort wurde umetikettiert. Der Kofferraum wurde erst gar nicht aufgemacht.
Trotzdem wurde es eine Erfolgsstory: Am 16. Juni 1990 – also noch vor der Wiedervereinigung – wurde der Stadtverband Erfurt der Kleingärtner e.V. als Rechtsnachfolger des Erfurter Verbandes der „Kleingärtner, Siedler und Kleintierzüchter“ gegründet. Der Mönchengladbacher Kreisverband kann sich wegen der aktiven Beratung und Hilfe getrost als Geburtshelfer bezeichnen. Gegenseitige Besuche sind seitdem Gepflogenheit und werden hoffentlich fortgesetzt. Dass die Bundesgartenschau im vergangenen Jahr in Erfurt stattfand war natürlich ein Höhepunkt in der Zusammenarbeit; aber ohne unser Einflussnahme zustande gekommen. Sicherlich ist es auch erwähnenswert, dass der Landesverband Thüringen am 22. Juni 1991 anlässlich des Landesverbandstages der rheinischen Kleingärtner hier in Mönchengladbach im „Haus Erholung“ gegenüber dem anwesenden damaligen Bundesvorsitzenden Günter Gartz den Beitritt zum Bundesverband erklärte.
Am 8.April 2011 war dann meine Zeit als Verbandsvorsitzender beendet. Ich wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt; deshalb müssen Sie mich hier und heute erdulden.
Der Gartenfreund Kurt Liedtke, der schon vorher Jahre lang maßgeblich in der Organisation mitwirkte, wurde am gleichen Tage zu meinem Nachfolger gewählt. Er konnte im Wesentlichen auf die bestehende Mannschaft zurückgreifen. Da diese ihm allerdings im Herbst 2015 die Zusammenarbeit verweigerte und geschlossen zurücktrat, gab auch er sein Mandat zurück.
In der außerordentlichen Mitgliederversammlung am 11. Dezember 2015 wurde Johannes Kernbach, ebenfalls im Wesentlichen wieder mit der alten Mannschaft, als Kreisverbandsvorsitzender gewählt und übt dieses Amt – wie Sie ja feststellen durften – immer noch aus.
Abschließend darf nicht unerwähnt bleiben, dass in der Zeit von 1993 bis im letzten Jahr der Kreisverband Mönchengladbach der Gartenfreunde mit Hans-Jürgen Schneider und mir mit dreijähriger Unterbrechung den Vorsitz im Landesverband Rheinland der Gartenfreunde stellte.
Dies ebenfalls nachhaltig; denn ich darf verraten, dass die 100-Jahrfeier der beiden nordrhein-westfälischen Landesverbände Rheinland und Westfalen-Lippe im nächsten Jahr hier in Mönchengladbach stattfindet. Wenn das kein Zeichen der Anerkennung für 100 Jahre Kleingartenarbeit in Mönchengladbach ist!
Zusammenfassend möchte ich deshalb feststellen, dass ich stolz auf diesen Verband und dessen Bedeutung hier in der Stadt und weit darüber hinaus bin. Ich bin stolz, dazu beigetragen haben zu dürfen!